Begriffe aus dem Strafrecht erklärt

Digitaler Identitätsdiebstahl

Inhaltsverzeichnis

Digitaler Identitätsdiebstahl bezeichnet die illegale Aneignung von persönlichen Daten einer anderen Person mit dem Ziel, sich unbefugten Zugriff auf deren Konten, Finanzen oder Online-Dienste zu verschaffen. In der heutigen digitalen Welt ist der Schutz der digitalen Identität von entscheidender Bedeutung, da Cyberkriminelle zunehmend in der Lage sind, mit nur wenigen gestohlenen Informationen erheblichen Schaden anzurichten. Der digitale Identitätsdiebstahl kann über verschiedene Methoden wie Phishing, Datenlecks, Hackerangriffe oder durch den Missbrauch von sozialen Netzwerken erfolgen. Die gestohlenen Daten können finanzielle Transaktionen, Kreditkarteninformationen, Bankkontodaten, oder auch private Kommunikation umfassen. Der Täter nutzt diese Daten, um sich Vorteile zu verschaffen, indem er auf fremde Konten zugreift, Kredite aufnimmt oder Einkäufe tätigt, ohne dass das Opfer davon Kenntnis hat.

Rechtliche Grundlagen

Der digitale Identitätsdiebstahl ist eine schwere Straftat und wird sowohl unter Strafrecht als auch unter Datenschutzrecht verfolgt. In Deutschland ist der Identitätsdiebstahl durch mehrere gesetzliche Regelungen geschützt, insbesondere durch das Strafgesetzbuch (StGB) und die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).

Strafgesetzbuch (StGB)

§ 263a StGB – Computerbetrug

Computerbetrug ist eine Straftat, bei der der Täter unbefugt mit Computertechnik oder interneten Plattformen eine finanzielle Täuschung begeht. Der Täter verschafft sich Zugang zu den Daten und nutzt diese für eigene finanzielleVorteile. Der digitale Identitätsdiebstahl fällt oft unter diese Kategorie, wenn er mit betrügerischer Absicht durchgeführt wird.

§ 269 StGBUrkundenfälschung

Wenn ein Täter die identitätsbezogenen Daten einer Person verwendet, um offizielle Dokumente zu fälschen (z. B. eine gefälschte Identifikation oder einen Pass), fällt diese Handlung unter den Paragrafen der Urkundenfälschung. Die Fälschung ist eine weitere schwere Straftat im Zusammenhang mit Identitätsdiebstahl.

Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO)

Artikel 6 DSGVO – Rechtmäßigkeit der Verarbeitung

Laut DSGVO müssen personenbezogene Daten nur dann verarbeitet werden, wenn der Betroffene seine Zustimmung gegeben hat oder eine andere rechtmäßige Grundlage vorliegt. Der digitale Identitätsdiebstahl ist ein Verstoß gegen diese Vorgaben, da er ohne Einwilligung des Opfers erfolgt und die Daten missbraucht werden.

Artikel 82 DSGVO – Haftung und Schadenersatz

Betroffene Personen haben das Recht auf Schadenersatz, wenn ihre personenbezogenen Daten illegal verarbeitet wurden, etwa im Fall des Identitätsdiebstahls. Unternehmen, die durch Sicherheitslücken den Diebstahl von Daten ermöglichen, haften für den entstandenen Schaden.

Methoden des Digitalen Identitätsdiebstahls

Die Hacker und Cyberkriminellen nutzen immer ausgeklügeltere Methoden, um die identitätsrelevanten Daten ihrer Opfer zu stehlen. Zu den gängigsten Methoden gehören:

Phishing

Phishing ist eine Methode, bei der der Täter gefälschte E-Mails oder Websites erstellt, die authentisch wirken, um persönliche Daten wie Benutzernamen, Passwörter und Kreditkarteninformationen zu sammeln. Der Täter täuscht vor, dass er eine vertrauenswürdige Quelle ist, und fordert das Opfer auf, sensible Daten preiszugeben.

Datenlecks und Sicherheitslücken

Datenlecks entstehen häufig, wenn Unternehmen oder Organisationen ihre IT-Systeme nicht ausreichend schützen. Cyberkriminelle greifen auf vertrauliche Daten zu und missbrauchen diese für finanzielle Gewinne. Dies betrifft insbesondere Kreditkarteninformationen, soziale Sicherheitsnummern oder Bankkontodaten, die in unsicheren Netzwerken ungeschützt gespeichert sind.

Social Engineering

Social Engineering ist eine Technik, bei der der Täter psychologische Tricks anwendet, um das Vertrauen der Zielperson zu gewinnen und an sensible Daten zu kommen. Dies kann durch Fake-Anrufe, manipulierte E-Mails oder Online-Interaktionen geschehen, bei denen der Täter vorgibt, eine vertrauenswürdige Person oder Institution zu sein.

Malware und Ransomware

Malware und Ransomware sind Schadsoftware, die in Systeme eindringen und Daten stehlen können. Diese Software kann von den Tätern verwendet werden, um Zugangsdaten, Kreditkartennummern und Bankinformationen zu sammeln, indem sie diese Daten im Hintergrund auslesen.

Rechtsfolgen des digitalen Identitätsdiebstahls

Die Rechtsfolgen des digitalen Identitätsdiebstahls können für den Täter schwerwiegende Strafen nach sich ziehen. Neben Strafverfahren und Bußgeldern können Opfer auch Schadenersatzforderungen stellen, wenn sie nachweisen, dass ihnen durch den Missbrauch ihrer Daten finanzielle oder immaterielle Schäden entstanden sind.

  • Strafmaß für den Täter: Je nach Schwere des Identitätsdiebstahls und der Hinterzieherabsicht kann der Täter mit einer Freiheitsstrafe von bis zu 5 Jahren oder mit hohen Geldstrafen rechnen. In besonders schweren Fällen, wenn der Täter eine Vielzahl von personenbezogenen Daten erlangt hat, können auch längere Haftstrafen verhängt werden.
  • Schadenersatzforderungen: Opfer eines digitalen Identitätsdiebstahls haben das Recht, Schadenersatz für die entstandenen finanziellen und psychischen Schäden zu fordern. Dies kann durch Anwaltskanzleien oder durch die Datenschutzbehörden geltend gemacht werden.

Prävention des digitalen Identitätsdiebstahls

Die Prävention von Identitätsdiebstahl erfordert sowohl technologische als auch rechtliche Maßnahmen. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie ihre Datenbanken und Informationssysteme ausreichend verschlüsseln und sichern, um unbefugten Zugriff zu verhindern.

Für Verbraucher:

  • Verwendung starker Passwörter und regelmäßige Passwortänderungen.
  • Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) aktivieren, um den Zugang zu wichtigen Konten zu sichern.
  • Vorsicht bei verdächtigen E-Mails und Links in Online-Nachrichten.
  • Überwachung von Bank- und Kreditkartenkonten, um verdächtige Aktivitäten frühzeitig zu erkennen.

Für Unternehmen:

  • Datensicherheitsmaßnahmen wie Verschlüsselung und Firewalls.
  • Schulung der Mitarbeiter in Bezug auf Cybersecurity und Phishing-Prävention.
  • Regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen und Backups von Daten.

Fazit

Der digitale Identitätsdiebstahl ist ein zunehmend relevantes Strafrechtsthema, das sowohl für Einzelpersonen als auch für Unternehmen schwerwiegende rechtliche und finanzielle Folgen hat. Um sich vor diesem Verbrechen zu schützen, sind präventive Maßnahmen sowie regelmäßige Sicherheitsvorkehrungen unerlässlich. Die Strafverfolgung bei Identitätsdiebstahl ist durch Strafrecht und Datenschutzgesetze gut geregelt, jedoch bleibt es entscheidend, Frühwarnsysteme zu entwickeln und kontinuierlich in Datensicherheit zu investieren.

Ihr Ansprechpartner

Marc Wederhake
Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht

Telefon: 089 / 5880 83670
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